Abenteuer auf dem Mount Heha

Eine der neuen Aufgaben, die ich (Manuel) in unserer Gemeinde „Christian Life Ministries“ (CLM) in Burundi zum neuen Jahr übernommen habe, war die Betreuung und Ausbildung unserer angehenden Pastoren. Sieben junge Männer sind gerade dabei, ihren Bachelor-Abschluss in Theologie zu machen und sollen nun noch praxisnah auf den hauptamtlichen Dienst vorbereitet werden.

Ich nahm mir vor, das Zusammenfinden als Gruppe am Anfang in den Vordergrund zu stellen. Also brauchte es eine Herausforderung, um uns alle aus der Reserve zu locken. Warum also nicht den Mount Heha, Burundis höchsten Berg (2.600 m) besteigen? Ein Kontakt in der Gemeinde half mir, einen kundigen Führer zu finden, der uns den Weg zeigen sollte. Wir nahmen also die 2-stündige Autofahrt auf uns, fuhren über Stock und Stein, gabelten unseren Reiseleiter auf, nahmen seine Schwester und andere Burundier unterwegs mit, die auf der Ladefläche mitfahren wollten. Nach einer anstrengenden Autofahrt kamen wir in einem kleinen Ort an. Unter den neugierigen Augen der Dorfbevölkerung wollten wir also unsere Wanderung zum Berggipfel starten, die etwa eine Stunde dauern sollte. Allerdings, so machten die Dorfältesten noch deutlich, gäbe es nun ein neues Gesetz, wonach die Bergbesteigung nur gegen Bezahlung einer saftigen Gebühr möglich wäre. Meine burundischen Freunde verhandelten eifrig und hatten nach fast einer Stunde des Diskutierens die „offiziell vorgeschriebene“ Gebühr auf ein erträgliches Maß herunterdrücken können. Also konnten wir endlich loswandern. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits mittags.

Zügig stiegen wir die wunderschön grün bewachsenen Berghänge hinauf. Unser fachkundiger Leiter war sichtlich verwundert über die langsamen „Städter“, die ständig pausieren wollten. Doch wir hatten unseren Spaß, sangen, alberten herum und oft war irgendeiner der jungen Pastoren live auf Instagram, um den Followern den aktuellen Fortschritt unseres Ausflugs zu zeigen. Bald danach hatten wir laut Aussage unseres Guides „den ersten Gipfel“ erklommen, ein unscheinbarer Ort mitten im Wald, der beim besten Willen nicht nach einem Gipfel aussah.

Aber wir wollten natürlich auf den richtigen Gipfel. Unser Reiseleiter führte uns nun an einem Steilhang mitten durch den Wald auf kaum begehbaren Pfaden. Es wurde anstrengend und gefährlich. Wir kamen kaum noch voran. Es begann zu tröpfeln und dichter Nebel zog auf. Wir fragten unseren Guide, ob er sich über den Weg sicher war. Ja klar, sagte er, war dies doch nicht seine erste Wanderung auf den Berg.

Die einstündige Wanderung zog sich hin und schon bald waren wir seit anderthalb Stunden unterwegs. Dann zwei, dann zweieinhalb. Und vom Gipfel keine Spur. Stattdessen waren wir immer weiter an irgendwelchen Hängen unterwegs, mussten uns durchs Unterholz drücken oder Bäume auf die Seite schieben. Langsam kippte die Stimmung in unserer Gruppe. Unser Guide war nicht mehr fröhlich und gab schlussendlich zu, dass er sich verlaufen hatte. Es war 15 Uhr, neblig und kalt auf diesem Berg. Wir hatten an diesem Tag bereits fast 1.800 Höhenmeter überwunden (Bujumbura liegt auf etwa 850 m), hatten kaum etwas gegessen und waren müde.

Ich war verantwortlich. Es war mein erstes Treffen mit den „Pastoren-Azubis“ und ich war mir nicht sicher, wie es enden würde.

Seit wir das Auto in dem kleinen Dorf zurückgelassen hatten, waren uns zwei Jungs gefolgt. Sie lebten hier in der Gegend und kannten sich offensichtlich auf dem Berg aus. Während der Wanderung hatten sie einem der anderen gegenüber bereits erwähnt, dass wir auf dem falschen Weg unterwegs waren. Aber da die burundische Kultur stark hierarchisch geprägt ist, konnten wir unserem Reiseleiter jetzt nicht die Meinung der Kinder vorziehen. Stattdessen blieb uns kaum etwas anderes übrig als ihm weiter zu folgen. Wir machten einen kurze Pause, aßen unsere mitgebrachten Snacks, sangen 1-2 Loblieder auf Gott, beteten und machten uns auf den Weg. Unser Gruppenleiter hatte sich mittlerweile ausführlich mit den Kindern beraten (!), was für ihn ein Gesichtsverlust bedeutete. Wir machten also weiter. Nach einer weiteren halben Stunde – der Nebel hatte sich inzwischen gelichtet – beschloss ich, dass wir nun keine Zeit mehr für den Gipfel hätten und umkehren mussten. Immerhin erwartete ich einen langen Rückweg. Und dazu würde es ab 18 Uhr dunkel werden.

Und siehe da, innerhalb von 20 Minuten waren wir aus dem Wald draußen und konnten unser Auto sehen. Weitere 30 Minuten später standen wir wieder in dem kleinen Dorf: erleichtert, glücklich, müde.

Bei einem ausführlichen Abendessen auf unserer Terrasse ließen wir den Tag ausklingen und diskutierten noch lange darüber, was wir aus der Erfahrung lernen konnten. Was bedeutet es, ein Leiter zu sein? Wie kann ich als Leiter mit eigenen Fehlern umgehen? Wie leite ich andere an, wenn ich selbst auch nur Nebel sehe? Und wer sind die „Kinder“ in meinem Team, die stillen Wegbegleiter, deren Weisheit uns zuvor verborgen war?

Wenn ihr mögt, betet doch für diese jungen Männer, die auf den hauptamtlichen Dienst zugehen. Sie nehmen vieles auf sich, um Gott einmal als Pastoren dienen zu können: Justin, Evrard, Irving, Justin, Dieu-Grâce, Sylvain und Mapenzi.

Abenteuer auf dem Mount Heha

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